Bild/Text: Josef H. Goertz
Geocaching & Wandern im Müritz Nationalpark
Der Müritz Nationalpark ist vor allem bekannt für seine wunderbaren Radtour-Möglichkeiten. Wenn ihr mit dem Fahrrad unterwegs seid, können eure Fährräder für Teilstrecken auch in allen öffentlichen Bussen in einem speziellen Anhänger sicher mitgenommen werden. Kein Wunder, denn die Umgebung ist äußerst flach und stellt Fahrradfahrern allenfalls ein paar Hügel in den Weg.
Weniger bekannt ist, dass es sich hier auch hervorragend geocachen & wandern lässt.
Der Nationalpark selbst teilt sich in zwei räumlich getrennte Gebiete.
Das größere der beiden erstreckt sich am Ostufer der Müritz und weist 260 km2 Fläche auf.
Im Folgenden stelle ich euch nun meine 3 und letzte Tour, meiner schönsten Geocaching & Wanderabenteuer während meiner Reha im Oktober und November 2019 in Waren (Müritz) vor.
Tour 3
Zum schönsten Ausblick (ca. 30 km)
Diesmal stehe ich am Südende des Nationalparks an der Boeker Mühle *GC7T1VD* - *GC7T1VA* - *GC7T75T*. Mein Ziel ist der Käflingsbergturm, der höchste Aussichtspunkt der Gegend, den ich wieder mit euch auf einer Rundtour erwandern möchte *GC5NFKF*. Doch zunächst laufe ich Richtung Amalienhof *GC438M9*. Schnell gelange ich in tief den Wald und erreiche den Hof. Gegenüber befindet sich ein Beobachtungsstand mit Ausblick auf die umliegenden, riesigen Fischteichanlagen *GC438KT*. Auf dem Stand befinden sich gerade mehrere "Birdies", die dabei sind, mit riesig langen Objektiven einen Fischadler auf den Chip ihrer Kamera zu bannen oder durch ihre ellenlangen Okulare zu schauen. Die seltenen Raubvögel haben in den aufgelassenen Teichen geradezu paradiesischen Nahrungsüberfluss und sind hier sehr häufig zu beobachten. So zumindest erzählen mir das die Vogelbeobachter.
Wieder auf dem Weg, dauert es nicht lange und ich spaziere für einen kleinen Abstecher über einen kurzen, jetzt im Oktober von dichten Gräsern fast zugewachsenen Stichweg zu einer der schönsten Ulmen der Gegend. Der alte Doppelstamm ist wirklich beeindruckend und steht auf einem kleinen Hügel, auf dem auch eine nicht minder umfangreiche Buche thront.
INFOBOX
Mecklenburgische Seenplatte
Die Mecklenburgische Seenplatte im Nordosten Deutschlands gilt als Europas größtes geschlossenes Seengebiet Sie erstreckt sich in einem nach Südosten gebogenen, rund 240 km langen und nur um 30 km breiten Streifen vom Ostrand Lübecks über Schwerin, das Großseengebiet um die Müritz und das Kleinseegebiet um Neustrelitz bis Eberswalde. Die drei flächenmäßig größten Seen der Mecklenburgischen Seenplatte sind Müritz (109,10 km2), Schweriner See (61,84 km2), und Plauer See (38,14 km2).
Ein Bad im Waldsee
Weiter geht es über sandige Waldwege. Irgendwo auf der rechten Seite vermute ich nun den riesigen, fast kreisrunden Woterfitzsee. Der Weg hält allerdings zuverlässig genügend Abstand, so dass man als Wanderer das Kleinod nicht zu Gesicht bekommt. Wer im See ein Fußbad nehmen möchte, macht einen Abstecher zur nahen Ferienanlage Zarwitz, *GC488MK* - *GC9BCB4* die einen Zugang zum See hat. Da heute aber noch genügend Bademöglichkeiten für mich am Weg liegen, latsche ich geradeaus weiter, hin zum winzigen Waldort Krienke. Hinter dem Dorf wartet der Pagelsee, den ich kurz darauf in seiner Mitte über eine lange Holzbrücke überquere und einen fantastischen Blick auf die Wasserfläche bietet.
Hernach marschiere ich zwischen einer alten Wallanlage der Slawen und dem Seeufer. Kleine Strände entpuppen sich hier als ideale Bademöglichkeiten, die ich dieses Mal nicht ausschlagen kann und zu einem ausgiebigen Fußbad im Pagelsee nutze. An der Nordseite des Pagelsees wird die Landschaft dann etwas später wieder offener. Auf dem Weg hin zur Granziner Mühle geht es mitunter etwas bergauf und bietet Blicke auf Moon- und Kornblumen, die die Landschaft mit ihren Farbreizen ausschmücken.
Da mein Ziel ja der Käflingsberturm ist, muss ich nun eine ganze Zeit den etwas langweiligen Weg entlang der Teerstraße in Richtung Westen nehmen, die allerdings nur von Bussen mit Sondergenehmigung benutzt werden darf und so extrem verkehrsarm ist. Alle anderen direkten Wege zum Turm sind aus Naturschutzgründen gesperrt.
Unterwegs im "Noch-nicht-Urwald"
Ich spaziere jetzt durch einen wenig eintönigen Kiefernwald, der zur Zeit noch 75 Prozent des Waldanteils im Nationalpark ausmacht. Eigentlich ist er ja entstanden, um einem Jahrhunderte langen Raubbau an der Landschaft (durch Rodung und Urbarmachung) entgegen zu wirken, da die Böden immer mehr an Substanz verloren. Der heutige Kiefernwald ist daher immer noch ein Abbild dieser bewirtschafteten, vor gut 100 Jahren entstandenen Monokulturen.
Nur durch Ernennung zum Nationalpark kann man natürlich aus einer Monokultur keinen Urwald machen. Die Natur benötigt erneut ein gutes Jahrhundert, um durch Selbstheilung wieder einen natürlichen Urwald entstehen zu lassen. Wer genau hinschaut, und wir Geocacher können das ja sehr gut, entdeckt schon die ersten Anfänge des neuen Urwalds. Gruppen von mannshohen Buchen haben sich mancherorts ausgebreitet. In offenen Lücken stehen junge Eichen. Braune Farnfelder breiten sich im Unterwuchs aus. Sie alle werden den zukünftigen Urwald bilden.
Ein königlicher Ausblick und ein Baumveteran
Nach einigem Wandern durch den Kiefernwald erreiche ich den Aufgang zum Käflingsbergturm. Um in den Genuss der Aussicht zu gelangen, muss ich einen kleinen Hügel hinaufstiefeln und dann die 167 Stufen zur Aussichtsplattform bezwingen. Der Ausblick von diesem im Jahre 2000 fertig gestellten Turm, der eigentlich zur Verbesserung der Abdeckung des Mobilfunknetzes errichtet wurde, ist unglaublich. Direkt über den Kronen der Bäume genieße ich einen durchaus spektakuläres 360-Grad Panorama, das an die riesigen Wälder Schwedens erinnert. Zwischendrin schauen immer wieder die Augen des Nationalparks in Form von Seen heraus *GC1C3R8*.
Nach einer ausgiebigen Pause auf dem Turm spaziere ich weiter nach Speck. Hier kann man sich eine 1000-jährige Linde anschauen, die gebeugt vom Alter am Wegesrand steht, oder einfach gemütlich einkehren. Mit aufgefrischten Energiereserven wandere ich später durch eine Mischung aus offenen Flächen und Wald zum Schwarzenhof, wo ein Nationalparkzentrum über die Flora und Fauna des Naturschutzgebiets informiert. Hier werden auch geführte Wanderungen mit den Parkrangern angeboten.
Nachfolgend führen mich meine Wanderstiefel direkt in Richtung Süden über einen wunderschönen Wanderweg, der durch eine ausgedehnte Schilf- und Bruchwaldlandschaft führt. Meist ist der Bewuchs so hoch, dass ich die Weite nicht wahrnehmen kann. Dafür stehen aber zum Glück mehrere hölzerne Ausgucktürme bereit, die es einem ermöglichen, die Landschaft in ihrer wahren Größe zu erfassen. Schlussendlich nähert sich der Weg der Müritz, und es ist sehr lohnend, kurz vor Ende der Wanderung einen der Stichwege zu nutzen, um direkt an das Ufer zukommen, damit ich auch hier noch einmal ein ausgedehntes und letztes Fußbad genießen kann.
Von Boek aus ist es nicht mehr weit bis zu meinem Ausgangsort an der Boeker Mühle. *GC8YIIWI* Wer Fischbrötchen mag, ist hier gut aufgehoben, denn diese gibt es hier in den abenteuerlichsten und schmackhaftesten Varianten.
INFOBOX
Beste Zeit
Im Hochsommerlocken vor allem die vielen Bademöglichkeiten an großen und kleinen Seen. Dafür ist hier mit viel Publikumsverkehr zu rechnen, besonders während der Sommerferien. Im Herbst nimmt die Zahl der Touristen deutlich ab. Ein echtes Highlight ist der Kranichzug, den man dann hervorragend beobachten kann. Im Frühjahr hat man viele Gebiete für sich allein, aber das Wetter kann launisch sein.
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Schwierigkeiten
Keine
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Übernachtung
Es gibt zahlreiche Campingplätze, die man im Internet auf einer Karte leicht finden kann. Infos: https://www.mecklenburgische-seenplatte.de/camping
Pensionen und Gästebetten finden sich in Waren, Boek, Kratzeburg, Speck, Rechlin und weiteren Orten.
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Anreise
Mit der Bahn:
Wer mit der Bahn in den Nationalpark kommen möchte, nimmt am besten Waren oder Kratzenburg als Zielstation. Letzteres liegt sogar mitten im Nationalpark. Der Ausgangsort von Tour 1 kann mit dem Bus erreicht werden, der zwischen Neustrelitz und Carpin verkehrt.
Mit dem Auto:
Entfernung:
Berlin - Waren (Müritz) 171 km
München - Waren (Müritz) 711 km
Köln - Waren (Müritz) 589 km
Das Müritz-Nationalpark-Ticket ermöglicht ein Erkunden des Müritz-Nationalparks per Bus bzw. Schiff bei gleichzeitiger Mitnahme der Fahrräder. Info: www.nationalparkticket.de
die Linienbusse (mit Fahrradtransportanhängern) bedienen auch zahlreiche Haltestellen im für KFZ gesperrten Parkbereichen.
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Alternativen
Wer aktiv ist, kann zusätzlich das Fahrrad einpacken oder ein Kanu mieten. Weniger Aktive lassen sich mit der Seerundfahrt über den See schippern.
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Infos
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Im eigenen Tempo deinen Weg gehen ..."Bis bald im Wald"
Rabe Abraxas
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