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Die Spielhölle

Game over                                                                                                                    von: Josef H. Goertz


Konzentriert steht der Spieler am Tisch, die Finger nervös am Abzug. Die Stahlkugel schnellt in die Höhe, schlägt gegen das erste Hindernis, fliegt weiter, ein dumpfer Aufprall. Sie rattert durch einen Tunnel, jault auf, die nächste Berührung, ein schriller Klingelton. Der Spieler jagt Drachen, Wikinger, dunkle Gestalten, fliegt durchs Weltall, löscht Brände oder trifft ins Fußballtor. Zu gewinnen gibt es Punkte, Freirunden, Extrabälle, doch niemals Geld. Im ersten norddeutschen Flippermuseum in Schwerin stehen mehr als 100 historische Spieltische aus aller Welt. Oberster Spielleiter ist Arne Hennes, der das Museum 2008 mit ein paar flipperverrückten Freunden eröffnete. "Solche privaten Exoten-Sammlungen sind keine Museen im klassichen Sinn", sagte 2015 auf Anfrage der damalige Vorsitzende des Landesmuseumsverbandes Steffen Stuth. "Derartige Ausstellungen gehören aber zum Erbe unseres Landes und gestalten unsere Kulturlandschaft reicher".

 

Der älteste Flipper im Museum stammt aus den 1930er Jahren, in denen die ersten kommerziellen Flipperautomaten in den USA gebaut wurden. Ohne elektrische Elemente, pure Mechanik. Und auch Totofix-Fußball kann in der Ausstellung gespielt werden, der wohl populärste Spielautomat der ehemaligen DDR, der 1958 im Volkseigenen Betrieb Luckenwalder Metallbaufabrik gebaut wurde. Bis 1990 war der "Elektro-Kicker" in den meisten Jugend- und Sportzentren, Erholungsheimen und Gaststätten zu finden. Höhepunkt der blinkenden Spielriesen war 1979, da gab es allein in der Bundesrepublick 200.000 Geräte.

In den späten 1980er liefen digitale Spielkonsolen den Münzen fressenden Flippern den Rang ab. Fans wie Arne Hennes retteten die letzten Pinball-Maschinen vor dem Schrott und stellten sie in Keller, Garagen oder private Sammlungen, wo sie heute wieder gespielt werden können. Mit Geschick, Nervenstärke und Übersicht - bis zum unwiederruflichen "Game over".

 

Im eigenen Tempo deinen Weg gehen ...

"Bis bald im Wald" ...

                                              Rabe Abraxas


INFOBOX

 

Adresse:

Flippermuseum

Friesenstraße 29

19059 Schwerin-Weststadt

 

ÖPNV

Tram 2, Haltestelle Friesensportplatz

 

Öffnungszeiten: 

Sa, So 14:00 - 18:00 Uhr,

jeden ersten Sa im Monat zusätzlich 19:00 - 22:00 Uhr

 

Tipp:

Das aufwendig gestaltete Arbeiter-Mosaik im Treppenhaus vor  dem Museumseingang ist einen Blick wert.


Erzähle mir von deinen Erinnerungen sowie deinen Erfahrungen mit Spielautomaten ...

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